Der CEO spricht: „TTT!“

Toll-toll-toll, das seien des Stadtoberhaupts – seinerzeit: in spe – zentrale Worte im Wahlkampf gewesen, meint unser CEO; da hätten bei ihm längst die Alarmglocken schrillen müssen; so laut, dass das Kreuzchen nicht dort gelandet wäre, wo es letztendlich unwiderruflich auf dem in die Urne versenkten Zettel landete. Nicht bei der ersten Runde, da habe es noch mehr Kandidat*innen gegeben, die allerdings zu leichtgewichtig gewesen wären, so wie der Kandidat, der letztlich obsiegt habe, der sich sogar als ultraleichtgewichtig, ja regelrecht fruchtfliegenleicht herausgestellt habe. Zuletzt sei nur die Wahl zwischen Pest und Cholera geblieben: Die GROSZE Koalition habe die Demokratie ausgehebelt und gleich zwei Kandidat*innen zur Abstimmung entsandt, deren Ausgang am Ende so egal sei wie derjenige der Wahlen – einer Art kollektiver Performance – in der Deutschen Demokratischen Republik, falls noch jemand (w/s/m) wisse, was das gewesen sei; wenn nicht, solle er/sie/es gefälligst den Rotfuchs lesen! Da hätte es immerhin den Erich H. gegeben, den GROESZTEN Saarländer aller Zeiten (»GröSaaaZ«) – das lokale „(Ewige) Oberkäseblatt“ würde texten: „Saar-Saarländer“; eine*n GROESZERE*N werde es niemals geben, so sehr sich Heiko M., Tomas A. und Annegret K.-K. und andere – darunter immer noch Herr Oskar (der es am zweitweitesten [sic!] gebracht habe – auch regelrecht abmühten, allesamt „saarländer*innen“ (sic!), letztere in besonders gefährlicher Mission. Gefährlich nicht für sie selbst, sondern für die ([west]deutsche) Demokratie.

„Verblassende Erinnerung, ersterbendes Lächeln“ – Preis: € 1.000,00 (ungerahmt); Foto/Grafik: Ulrich Ludat; © VG Bild-Kunst.

Trottel wie er, unser CEO, hätten sich hinters Gebüsch führen lassen. Er ärgere sich heute noch schwarz (was ja passen würde; Anm. d. Red.). Im Gegensatz zur Dame, deren plakatives Lächeln längst erstorben sei, könne man mit dem Neuen, der geistig so alt sei, dass das Altersheim durchaus eine Option wäre, nicht – schriftlich – kommunizieren. Es bestünde der schreckliche Verdacht, dass der Herr derart ungebildet sei, dass er nicht einmal des Schreibens mächtig sei. Auffällig sei nämlich, dass der sich – einer Irrenoffensive der politischen Stiftungen, die dessen Partei nahe stünden – lieber mündlich äußere. Weil es dazu nicht so viele Gelegenheiten gebe, dessen Redebedürfnis hingegen ein GROSZES, welches diametral entgegengesetzt sei zu den eher klein geratenen intellektuellen Kapazitäten, würden stundenlange Podcasts vollgequatscht wie das Nachfolgende Beispiel in seiner Video-Fassung beredt – „hehe“ (unser CEO lacht) – zeige.

Ein Oberbürgermeisterlein und ein Musikschulmeisterlein ‚quatschen‘ … leichtgewichtigste Seichtheiten.

Tiefgang sei die Sache hierzulande und folglich auch -zustadt nicht. Angepasstheit – woran auch immer, das bleibe wohl ‚bewusst‘ offen, um schnell die Abstraktionsebene in einer Diskussion darüber zu wechseln und sich nicht festnageln zu lassen, zwecks Verwirrung des Gegenüber (w/s/m) – und devotes Verhalten gegenüber artifiziellen Autoritäten seien in der nach wie vor zutiefst autoritär geprägten Gesellschaft des militaristischen Miesenkleinenlandes die Devise. Wer sich dem nicht beuge, werde gebeugt, deren soziales Kapital (’ne wichtige Sache in tribal strukturierten, nepotistisch aktiven Gesellschaften) direkt vom #sparbuch geholt würde, oder sie würden abgeschoben. Weil das nach bundesdeutschem Recht leider nicht einfach so oder so einfach ginge, hole man sich an armen Flüchtlingen (s/m/w) ‚einen runter‘ (Ersatzhandlung) oder malträtiere die Standhaft*innen und -*außen, bis es ihnen (unser CEO meint sich selbst; Anm. d. Red.) derart zu doof werde, wie es das auch sei. Keine Niveauunterschreitung sei zu grottig zum Erreichen des Zieles. Die Medien seien de facto »gleichgeschaltet«, über als Abweichler Identifizierte werde unausgesprochen nicht berichtet, als trügen sie einen irgendwie farbigen Stern am Revers. Selige Zustände für NAZIS und solche, die es werden wollten, herrschten hier, die noch ungestraft schwarze Schleifchen mit Wappen von finstersten Kameradschaften darauf um den Kranz der Miesenkleinenlandesregierung zum „Heldengedenktag“ winden dürften (so geschehen 2020 auf dem „Ehrenfriedhof Weiskirchen“ – er habe eine widerwillig von der POLIZEI bearbeitete Anzeige erstattet und sich damit noch tiefer in die Nesseln gesetzt). Was für ein kollektives Elend!

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „SSS!“

Saar … er könne es nicht mehr hören und lesen: Saar-Dieses, Saar-Jenes, ohne Ende ||: Saar :||. Dass ein Probeabonnement eine derartige Quälerei sein könne, hätte unser CEO nicht gedacht. Bei dem von ihm vor Jahren schon – 2011, um genau zu sein – zum „(Ewigen) Oberkäseblatt“ gekürten Produkt monopolistisch tickender Medien im Miesenkleinenlande, von denen es exakt zwei gebe, werde vor jedes nur erdenkliche Substantiv die Zeichenfolge »Saar-« gesetzt; vermutlich längst automatisiert erledigt durch ein ResNet-Tool von einem jungen htw-Absolventen (selbstverständlich: m), der es für seine ‚Master-Thesis‘ zusammen gefrickelt habe. Mit dem werde nun jeder infizierte Artikel in Richtung Unlesbarkeit gebracht. „Bilden die sich dahinter verbergenden, höchst aktiv in der Intransparenz wuselnden Kräfte der Dummheit eigentlich ein, dass ihr post-NAZI-onalistisches (sic!) Treiben im Sinne einer Identitätsbildung wirke?“ Es scheine so … und das mache die Sache höchst kritisch. Diese unerträgliche Fassadenkultur, die den eigenen Hass auf die eigene abgrundtiefe Unzulänglichkeit repräsentiere, die das Miesekleineland in die Hände von dubiosen PR-Agenturen gelegt hat, die ebenfalls von hier stammen, ihre Ausbildung an der lokalen HbK absolviert hätten, und selbst diesen Hass empfinden, weshalb sie noch eine Schippe drauflegten, treiben die Dinge in eine Lächerlichkeit, die sich gerade an einem traurigen Einzelfall – von unendlich vielen – prima belegen ließe.

Ein auf die Ente(n) gekommener Mitarbeiter des Kulturamts und Obersommermusiker.

So könne man enden, warnt unser CEO, wenn man sich jahrzehntelang in einem Amt verstecke, obwohl man Bilder male und Gedichte schreibe: völlig verentet. Der Herr wäre vor Jahrzehnten ein GROSZER amtlicher Mäzen eines ensembles für erstaunliche musik gewesen, welches zum einen nicht mehr existiert und zum anderen in der Wikipedia so nicht geschrieben werden dürfe, weshalb es dort nun auch nicht mehr existiere (äh … doch?); dafür – original (archiviert) – hier. Man habe viel Equipment anschaffen können; die Kulturförderung wäre in der Zeit noch eine gewesen, die man so bezeichnen könne. Als der Spuk ein Ende gefunden habe, so um 2006/2007, und unser CEO sich in die bildenden Künste hinübergeschlagen habe, habe man sich vorübergehend aus den Augen verloren. Vorübergehend. Denn die damalige Oberbürgermeisterin, die er höchstpersönlich abgewählt habe, um eine noch größere Katastrophe ins Amt zu hieven, habe den Mitarbeiter des Kulturamts extra auf unseren CEO angesetzt, um ihn im Zaum zu halten. Denn nur so sei zu erklären, dass er immer mit dem Herrn zu tun gehabt habe, dieser vorgeschickt worden wäre um dir eine FRECH.HEIT nach der anderen anzutragen. Untragbar wäre das gewesen. Da habe er sein Kreuzchen an anderer Stelle gemacht als jemals zuvor … und jetzt habe er den Herrn immer noch an der Backe; und einen schlimmen Kultur-VOLL-Banausen von Oberbürgermeister dazu, den auch eine – haha – parteilose – haha – Kulturdezernentin nicht in seiner abgrundtiefen Banausenhaftigkeit ausbremsen können wird.

Sommermusik hin, andere Musik her, die unseres CEO würde dort seit langem nicht mehr erklingen. Der Herr mit seinen verstaubten Motti aus der Mottenkiste des Immernochneunzehntenjahrhunderts habe auch nicht einmal angefragt, obwohl es Signale, ja Beschwerde seinerseits gegeben habe; an den Motti, an der Missachtung seiner, an den miserablen Honoraren und am Abgraben von Fördergeldern für kulturelle Projekte, die vergeben wurden mit der Auflage, die Sache im Rahmen der „Sommermusik“, dem Privatmusikfestival des schrägen Herrn. Das wird nicht etwa aus dessen eigenen mäzenatischen Schatulle bezahlt; nein, vom Steuerzahler und alljährlich als Budgetposten durch den Kulturausschuss gepeitscht, dass Grenzwertigkeit eine grob verharmlosende Bezeichnung sei. Der verentete Herr habe eine Art weltanschaulicher Gemeinde aus dem immergleichen Pool an Gläubigen um sich versammelt … und fast hätte man ihm das Spiel endgültig durchkreuzt und ihn in den Innendienst versetzt. Wie er es nun in die Muschel gerockt habe, bliebe auch nach Lektüre des Artikels ein Saar-Rätsel. Hierauf folgt eine [eckige] lange „Fermate“ auf der Blockflöte.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „RRR!“

Rechtlich gesehen sein die Sache doch klar: „Militär im Inneren einzusetzen ist illegal und zudem unerwünscht!“ Das würde die Militarisierung der Gesellschaft vorantreiben, statt die vollständige Entmilitarisierung und damit Befriedung derselben zu bewerkstelligen. Dafür habe er seinerzeit unter erschwerten Bedingungen vor von Alt-NAZI-Anhängern (m) und Wehrmachtskameraden (m) durchsetzten Gewissensprüfungsausschüssen – „Das klingt wie „Fernsprechapparat‘, nur schlimmer!“, wirft unser enragierter CEO ein. – gekämpft; ja – leider – gekämpft, denn alte Frontkameraden kennen nichts als Kampf (um Tod und niemals Leben) und nötigten junge Kerle wie ihn zum Kampf; er habe also dafür gekämpft, dass der Militarismus sowohl aus den Köpfen als auch aus dem Alltag verschwinde, wogegen sehr schnell nach Kriegsende (falls von einem solchen überhaupt die Rede hat sein können), dessen Auswirkungen er noch gesehen habe, sich der Widerstand der Alt- und Neumilitaristen (m) erhoben habe, um – unter dem löchrigen Deckmäntelchen des ‚Antikommunismus‘ – sich zu alten Zuständen wieder aufzuraffen.

Restitution – Reaktion – Restauration, nur ohne das krumme Kreuz (jedenfalls nicht sichtbar … zunächst; heute sei das ja schon wieder ganz anders). Sand- und andere Säcke Werfende hinter der Kulisse von abgehalfterten und dennoch aktiven Politiker*innen zwecks Remilitarisierung der Gesellschaft und als PR-Aktion für die Armee, das sind die Bilder, die heute über die Bildschirme flimmerten. Sie seien fataler, als so manch kritischer Geist (w/m/s) sich bewusst sei. Sie seien ein schleichendes Gift, das sich in die Hirne der Menschen begebe, dort festsetze, welche am Ende der mit langem Atem – in pandemischen Zeiten noch zynischer! – durchgeführten Maßnahme die sichtbare Aufrüstung in der Gesellschaft als ’normal‘ betrachteten. So das Ziel, das es zu durchkreuzen gelte; wenn es sein muss mit harten Bandagen. Unser CEO habe damit angefangen, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn er den ohne Not im Inneren eingesetzten Militärs bei seiner bürgerschaftlich engagierten Tätigkeit in einem Impfzentrum begegnet sei. Muffigen Menschen, die sich nur schwer integrieren konnten in das GROSZE Ganze, die sich nicht vorbildlich benehmend – selten grüßend – in Raucherecken zusammenrotteten und das Niveau deutlich senkten. Solche schwerintegrierbaren Menschen lässt man auf die Gesellschaft, beide unvorbereitet, los? Das sei grob fahrlässig. Der Schlimmste (m) unter ihnen habe schließlich mit Unflat dazu geführt, dass unser CEO sein Engagement von einer Minute auf die andere – seine Schicht ordentlich beendend – eingestellt habe. Beschwerde an die lokalpatriotische Ministerin (w), eine solche an den Direktor (m) … Dank einfordernd. Der kommt; heute … per Post.

Dankesbrief des Direktors des Regionalverbands Saarbrücken vom 12. Juli 2021.

Restlos feige sei das, schäumt unser CEO, doch nehme er den Dank an. Damit sei die Sache erledigt. Nicht so, hoffe er, für den Gefreiten, der ihm im Kampfanzug, er selbst im OP-Kittel, entgegengetreten sei als stünde der Feind höchstpersönlich vor ihm. Es hätte Zeiten gegeben, in denen wäre es exakt so gesehen worden; da wäre er ein Wehrkraftzersetzer gewesen und der Oberfeldwebel hätte ihn standrechtlich vor Augen aller erschießen lassen, nicht ohne der Leiche noch einen Tritt zu verpassen (Umsprungshandlung). Nun, als „versiffter Künstler“ und CEO eines Firmengeflechts höchst subversiver Art, habe der Kerl es geradezu gewittert, einem solchen Feind aus dem Inneren gegenüber zu stehen, der dessen Einsatz im Inneren extrem kritisch hinterfragt. Es könne durchaus sein, dass es sich um einen traumatisierten Afghanistan-Rückkehrer gehandelt habe, der in einem Flashback in ihm einen maskierten Taliban mit Gürtel unterm Kittel gesehen habe. Egal … so ginge es nicht. Im Einzelfall nicht … und grundsätzlich schon gar nicht. Die camouflierten Damen und Herren und Fahrzeuge hätten im Inneren nichts zu suchen; sie würden auch nicht gebraucht, denn es stünde genug Material zur Verfügung, mit denen sich so gut wie jede wie auch immer herausfordernde Aufgabe bewältigen ließe. Mit Kanonen schieße man nicht auf Flutopfer!

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „QQQ!“

Quälend, sei es, megaquälend, sich ständig die Maske(n) aufzuziehen und wieder abzuziehen, manchmal sich dabei die Brille von der Nase reißend oder Ohrringe verlierend, und während des Tragens sich die Brillengläser vollzuhauchen, dass mit Brille noch weniger zu sehen ist als ohne ohnehin. „Das ist reine Quälerei“, meint unser CEO. Doch ist es möglicherweise weitaus weniger quälend als das, was einen erwarten würde, wenn das Virus sich hemmungslos in einem entfalten würde in aller ihm möglichen Brutalität, nicht bis zum Tod, nein schon vorher, wenn der Atem nicht mehr zu reichen scheint, obwohl es nur der Sauerstoff ist, der einem fehlt. Ja, das sehe er auch so; doch wenn es sich in irgend einer Weise bewahrheiten sollte, wovon die zur Erkenntnis Fähigen beziehungsweise Zugelassenen immer wieder andeutungsweise berichten: dass das Teil ein menschengemachtes und diesem entwischt sei wie ein Flüchtling, dann wäre die Grenze erreicht, die man einfältigerweise schon bei der Ächtung von Chemiewaffen und bei der immer-noch-nicht-Ächtung von Atom-Waffen und Neutronen-Bomben weit überschritten glaubte. Dann wäre das »Zeitalter der Quälerei« (engl. „The Age of Torment“) endgültig erreicht, welches mit der Einführung industriell geführter Kriege (ca. 1870/1871) in einem GROSZEN Crescendo mit krassen Sffffforzato-Einlagen (sic!) zum Zustand unserer Tage geführt habe. Ein Ende sei mitnichten absehbar … im Gegenteil; es gehe gerade wieder richtig los; diese läppische Zweiprozentdebatte klingt nach Adorno’schen Blockflöten, die mit ihrem säuselnden Klang von den schrillen ganz anderer Klaviaturen ablenken sollten.

Quatsch kann man diese engagierten Ausführungen nicht nennen. Dazu sind die offenen Fragen in der ganzen Geschichte zu zahlreich und ein Faktencheck, der nicht vordergründig der Widerlegung von Allem und Jedem dienen soll, sondern der unvoreingenommenen (‚ergebnisoffen‘) und möglichst abschließenden Klärung eben: offener Fragen, wäre hochnotwendig. Eigenartigerweise wird er aus allen Richtungen, darunter die des Himmels, von Nebelkerzenwerfern erkennbar unterbunden. Dabei stehen doch schier unfassbare Techniken zur Verfügung, auch dem letzten menschengemachten Geheimnis auf die Spur zu kommen, wie der Rumor der letzten Tage – und des gestrigen Tages auch bei uns – deutlich ans Tageslicht gezerrt hat. Das digitale trojanische Pferd wäre sicherlich, wenn es in die richtige Richtung eingesetzt würde, ein potentes Mittel zur Durchleuchtung von Problemzonen auf diesem Planeten, um einen wie auch immer gearteten adäquaten Umgang mit ihnen zu finden. Stattdessen wird mit gespielter – und seitens der Betroffenen zu recht mit echter – Empörung die Verletzung von aus der Sicht der Benutzer des Tools ‚irgendwelcher‘ Rechte angeprangert, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, dass man schon wieder nichts mehr sieht. „Das ist doch nicht nur fatal, sondern die Vollendung des von Sloterdijk wahnsinnig wortreich beschriebenen Zynismus, der vor nichts mehr Achtung hat und keinerlei Skrupel kennt!“ entfährt es zornig unserem CEO. Ob diese Entwicklung eines entfesselten digitalen Kapitalismus noch aufhaltbar, zu stoppen sei, fragt er massiv zur Reaktion auffordernd in die Runde.

Querdenken sei jetzt tatsächlich das Gebot der Stunde für Denker*innen, für Intellektuelle, für Verantwortungsbewusste. Stattdessen ereignet sich nichts als das Gegenteil von Denken, reine nur vermeintlich sinnhafte Herumdenkaktivität der Hirnströme verwirrter Menschen, die jeden Halt verloren hätten und nun im Müll der Ideologien stocherten. Was für ein trister Zustand unserer Tage. „Selbst das Klima sagt uns, dass es uns (so?) nicht mehr will! Versteht das denn niemand (w/s/m)?“ Niemand (w/s/m) wagt unserem enragierten CEO zu widersprechen, was zum einen sinnlos wäre (in dessen aktuellem Zustand, sonst ist er nicht so; Anm. d. Red.) und zum Anderen böse Folgen haben könnte. Zum Beispiel die, mit einem Rechen die Außenanlage von gefallenem Laub befreien zu müssen, obwohl dort (noch) keines liegt, statt das tolle Gebläse mit dem Rasenmähermotor dafür einzusetzen, mit dem sich alles aufs Nachbargrundstück befördern ließe. Unser CEO hat alles in allem völlig recht: Es ist zurzeit eine einzige GROSZE Quälerei.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „PPP!“

Politik sei das GROSZE Thema, dem er sich neben dem Zweck der »uli.l (arts) group«, der Kunst, mit aller Kraft widmen wolle. Politisch sei er ja immer schon gewesen, erläutert unser CEO sein Engagement, zuletzt allerdings erstmals konkret. In einer „Parteienlandschaft m. b. D.“1 könne das sinnvoll nur in einer Partei geschehen. Da seine zwei Bestrebungen wie zufällig aufeinandergetroffen – ob zum gegenseitigen Nutzen, scheint schon geklärt, ob als glückliche Fügung, wird sich noch erweisen -, als sich in Frankfurt am Main eine Bewegung zum Wahlflügel einer Partei in Gründung verdichtete, unser CEO wäre dabei gewesen, ein Jahr danach ein neuer Vorstand gewählt sowie eine sogenannte „Kommission Grundsatzprogramm“, bestehend aus acht gendermäßig paritätisch besetzten Personen, ins Leben gerufen worden sei. Seine Bewerbungsansprache aus dem Walde sei ihm heute …

https://youtu.be/ModOPn7Mrlw

peinlich. Von den Damen setzten sich drei Frauen nach&nach klanglos ab … die Herren lieferten nicht so richtig, redeten aber viel; außer unserm CEO, der ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht nur Text verfasste, sondern auch – selbstverständlich! – kritisch zu reden anhub. Damit geriete er gleich mehrfach in eine Mobbingschleife, weil Menschengruppen (verdichtete) nun einmal auf Einwirkungen von außen stets derart reagierte. Er kenne das schon ‚bestens‘, hätte allerdings liebend gerne auf diese Kenntnisse verzichtet, weil: „Was man kennt, das kennt man. Ob Gut oder Schlecht; Letzteres zu kennen ist immer schlecht. Er könne jedoch hoch&heilig versprechen, dass in der der »uli.l (arts) group« der Reflex zu schlechten Handlungen stets unterdrückt werde. Dafür habe man schließlich Betriebspsycholog*innen. Das Thema stelle eine gute Überleitung zum nächsten Absatz dar:

Pegasus, wovon an diesem Wochenende und hoffentlich darüber hinaus so viel die Rede ist, sei eine einzige Frechheit. Dass das böse Produkt ausgerechnet in Israel, dem Staat eines der vielen geschundenen Völker, in diesem Fall allerdings – wie von einem industrialisierten Terror-Staat nicht anders zu erwarten – im industriellen Format, produziert werde, sei an Zynismus kaum zu überbieten. Die Geschundenen, zudem unfreiwillig mit dem Wissen geplagt, wie Schinden geht, hätten ihr Wissen mit in die Gräber nehmen sollen, so wie viele ihre Leidensgeschichten sie dorthin mitnehmen. Das wiederum sei eher schade … Das Böse sei seinerzeit aus Deutschland, dem Staat des Ersinnens der Techniken des Bösen in der Tarnung eines Kulturstaats, einem Virus gleich, in alle Welt gestreut worden. „Flüchtende nahmen unbeabsichtigt die Techniken des Schindens mit, nützliche Wissenschaftsidioten die der vollständigen Vernichtung alles Lebenden.“ Ersteres hätten zunächst die Palästinenser*innen zu spüren bekommen, Letzteres die Menschen in Hiroshima und Nagasaki. Und weil das Böse stets das Niveau bestimme, habe das Böse zum Bekämpfen des Bösen um sich gegriffen wie ein Gedankenvirus … am Ende hätten sich Böse und Böse gegenübergestanden; an einem Zaun, den man sich zumindest von Westen her hätte anschauen können, was unser CEO immer wieder getan habe. Er habe schon als kleiner Junge (m) gewusst, dass sich hier zwei Systeme des Bösen – sich gegenseitig argwöhnisch anstarrend – gegenüberstünden und hier wie dort (wovon er sich sehr häufig zwangs- und noch mehr umtauschend persönlich überzeugt habe) habe Propaganda der Mächtigen vorgegaukelt, dass man auf der richtigen Seite stünde, ohne jemals wirklich die Wahl gehabt zu haben. Nach 1989 habe sich das Böse in Partikel zerlegt und überallhin auf dem Globus verstreut. Böse bekämpfen nun noch böser das Böse: NSO. (VORSICHT: nicht vom Mobiltelefon aus die Webseite aufrufen!)

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „OOO!“

Ordnungen seien dazu da, hinterfragt zu werden. An ihnen müsse unablässig gekratzt werden. Das sei das Prinzip im von uns Menschen erkennbaren Teil des Natürlichen, dem die Kultur gegenüberstehe mit ihrem verzweifelten Versuch der Künste, Systeme einer Ordnung zu schaffen, auf dass es wenigstens dort den schönen Schein derselben gebe. So sehe er, unser CEO, nach all den Jahren seiner eigenen Praxis, die eine durch&durch menschliche und dabei selbstreflexive sei, die künstlerischen Dinge. Ihm sei es ein Rätsel, weshalb viele Menschen Unordnung, welche ja – schon rein begrifflich – auch eine Art Ordnung sei, nicht aushalten könnten. Natürlich können Dinge in Unordnung geraten und vieles in unserer ungerechten Welt ist so nicht in Ordnung und muss aktiv bekämpft werden. Es sei aber nicht die Un/Ordnung an sich, die im Fokus stehen müsse, sondern der Umgang mit ihr durch uns Menschen, welcher stets ein dynamisch zu denkender sei. Das Problem sei folglich eher die Dynamik, welche stets Aufmerksamkeit einfordere und damit Kraft koste. Zwar würde von den Menschen der sog. westlichen Hemisphäre ohne Ende Kraft für alles Mögliche eingesetzt, nicht aber dafür, Ordnung zu erkennen; stattdessen wird sie gesucht oder es werden Zustände angestrebt, die zwar als solche bezeichnet würden, jedoch rein gar nichts mit ihr zu tun hätten.

Ordnungsämter – die amtlichen Hüter einer bestimmten Ordnung – seien geradezu der Inbegriff von Chaos, nicht einmal der Unordnung, was ja bekanntlich … (s. o.). Das wären sie mehr oder weniger immer schon gewesen, weil die von diesen Orts-POLIZEI-Behörden angestrebte beziehungsweise durchgesetzte Ordnung eine auf Satzungen beruhende sei, die von der hegemonial tickenden bürgerlichen Schicht – welche stets in der Minderheit sei – bestimmt, der ‚Masse‘ – also der leider unorganisierten Mehrheit – aufoktroyiert werde. Diese hegemonial tickende Schicht sei geradezu besessen von einem vagen Ordnungsbegriff, der von ihr gesteuert (also doch: eine Dynamik enthaltend) und im Zweifel eben auch von Schergen (durchaus rabiat) durchgesetzt werde. Gelinge das nicht mehr, weil die ‚Masse(n)‘ sich zu einer massiven und letztlich nicht mehr steuerbaren Mehrheit entwickelt hätte(n) – ganz gewiss aus eigener zwangsläufiger und stets zwanghafter Fehlplanung, so unser CEO -, werde entweder brutale Macht inklusive noch brutalerer Gewalt angewendet, oder die Bourgeoisie ziehe sich in Schutzräume zurück, in denen der Glaube an eine heile Welt krampfhaft aufrecht erhalten werde. Gated Communities, diverse Kitschzustände („Kunst“) und andere Realitätsverzerrungen gegen jedes bessere Wissen.

Ob solche Zustände noch zu vermeiden seien, wo jetzt ein Virus die Welt aus den Angeln gehoben habe, könne bezweifelt werden. Er – unser CEO – habe kürzlich am eigenen Leibe erfahren, wie die Dinge eskalieren könnten, wenn die „Schäferhunde der Bourgeoisie“ ihren Impulsen freien Lauf ließen. Ein Straßenfeger (m) habe in seiner Schlichtheit einen Zustand kreiert, der nahezu unbeeinflussbar in Echtzeit seine Wirksamkeit entfaltete; wohl, weil es in dem Setting Personen gegeben habe, denen der mit einem Besenschlag in die Welt gesetzte Impuls mehr als zupass gekommen sei. Das sei ihm eine Lektion gewesen, die er allerdings anders aufnehme und verarbeite, als die sie erteilt Habenden (m/m/m/w) es sich in ihrer begrenzten Fantasie ausmalen könnten. Ein Teil desselben sei diese Ansprache, ein anderer eine Serie von Beschwerden gegen insgesamt drei maßgeblich Beteiligte (allesamt: m) an dem Desaster, wobei die eine weitere Beteiligte (w) auch keine gute Figur gemacht habe. Da sie aber eher gar keine Figur gemacht habe, bleibe sie außen vor, ebenso wie einer der „Schäferhunde“, der da eigenartig herumgeschwänzelt wäre und die ganze Zeit mit dem dazu erforderlichen Körperteil gewedelt hätte als wollte er bloß spielen. Die Welt sei deutlich aus den Fugen!

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „NNN!“

Nachbarn könnten sehr treue Seelen sein, sagt unser CEO, sehr treue; vorausgesetzt, man erweise sich der Treue würdig. Das sei ihm offenbar gelungen, sogar über mehrere Straßen und viele Meter des Höhenunterschieds hinweg. Der, um den es sich hier handelt, ist ein besonders treues Exemplar dieser Spezies, die seltener geworden sein soll; in jeder Hinsicht: als Partner*in, als Kund*in und als Wähler*in. Im letzten Falle wäre das aus demokratischer Perspektive sehr wünschenswert, denn nichts sei demokratiefeindlicher als festgefahrene Zustände, die immer in Korruption und Korrumption endeten, woran nur der/die/das Wähler*in als entwickeltes demokratisches Subjekt etwas ändern könne, am besten präventiv. Dazu neige der/die/das deutsche Wesen allerdings so rein gar nicht. Demnächst gebe es die nächste Gelegenheit, ihn mit dem Gegenteil zu überraschen. Doch diese werde in den Wind geschlagen, weil die sprichwörtliche geistige Trägheit sich in Jahrhunderte währenden Prozessen gemäß epigenetischer Gesetzmäßigkeiten fortzupflanzen und zu verfestigen scheine. Er, unser CEO, stünde unmittelbar vor der vollständigen Resignation.

Brief an Ulrich Ludat von Stefan Weszkalnys vom 11.07.2021 mit Artikel aus der 'Süddeutschen Zeitung'.
‚Brief‘ an den CEO v. 11.07.2021. – © VG Bild-Kunst, 2021.

Nun aber zurück zum Thema: Nachbarn könnten sehr treue Seelen sein. Die Tage habe unseren CEO analoge Post erreicht (s. o.), die im Zeitalter der voll elektronisierten Kommunikation eher aus der Ferne, denn aus der Nähe käme. In diesem Fall sei sie von ganz nah gekommen und habe einen Ausschnitt aus einer überregionalen Zeitung enthalten, der mit sehr persönlichen Worten versehen gewesen sei, die ihn sehr anrührten; nach wie vor. Und das geschehe ausgerechnet an Tagen, an denen er selbst sich erstmals in der Collagetechnik geübt habe (s. u.), eine lokale Zeitung zerschnippelnd, die – so seine überraschende Beobachtung – hauptsächlich Bilder von Situationen der Mobilität enthielte. Kein Wunder im langjährigen Autofahrer*innenland #1 der BRD, wo man sich ob seiner sprichwörtlichen »Strackheit« noch mächtig umgucken werde.

Erste Collage des CEO. © VG Bild-Kunst, 2021
Erste Collage des CEO, der auch ein Künsteler (sic!) ist; Titel: „not to spread the word“; Preis: € 500,00. © VG Bild-Kunst, 2021.

Natürlich hätte sich beim dritten Absatz angeboten, diesen mit »NAZI« zu beginnen, doch sind wir nicht direkt – sondern dann (leider) doch indirekt – in die Falle getappt, stets ein absolutes Unwort im Munde zu führen, mit dem sich sprachkeulenhaft jede Diskussion zerstören lässt, in dem das Gegenüber oder der Gesprächstgegenstand oder eine Denkweise mit dem sehr deutschen N-Wort bezeichnet wird; oft sogar zu recht. Unser CEO findet, dass der Begriff »Labyrinth« derjenige sein soll, der den dritten Absatz prägen möge, sofern der Leser (w/s/m) bis hier gekommen sei, was noch lange nicht ausgemachte Sache sein könne. Denn Lesen und das sich durch das Labyrinth der Meinungen, die in zahllosen Zeichen (Buchstaben genannt) verschlüsselt daherkämen und erst mühevoll aus ihrer mehrfachen Decodiertheit befreit werden müssten, sei jedermanns/-fraus Sache nicht. Seine, unseres CEO, Sache schon … daher lese er ohne Ende. Und rede und schreibe … auch, um das Labyrinth der öffentlich geäußerten Gedanken um eine Facette zu bereichern.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „MMM!“

Musik? Keinesfalls. Die Selbstbezeichnung lautet Soundwerkstatt: Floating, was ein seltsamer Mix sei, bevor es losgegangen wäre; „sound workshop: floating“ klänge schlüssiger, wenn schon Englisch als die passendere Sprache für den Titel erachtet worden wäre. Wenn man sich schon beim Titel derart aufhalten könne, wäre schon alles ‚zu spät‘; und so sei’s dann auch gewesen: vollkommen nichtig. Das Glas guten und perfekt temperierten Weißweins für dreieurofünfzig hätte es mitnichten gerissen. Die piefige Fünfzigerjahrebesesselung der Spielstätte wäre allerdings passend gewesen: Ein knappes doppeltes Dutzend überwiegend Graubehaarter (w/w/m/s) lieferte sich in ihnen den Klängen eines Gurus aus, die ein gutes halbes Stündchen über zwei Lautsprecher samt Subwoofern waberten, vom Guru mit feuchten Fingern an einem digitalen auf Retro getrimmten Tonerzeuger produziert und mittels einiger knapp gehaltener, weiteren Maschinen moduliert und so weiter worden sei. Der Hinweis, die Schuhsohlen zu erden, um die Schwingungen und Schwebungen zu inkorporieren, wäre überflüssig gewesen bei den für solche Effekte unterdimensionierten Boxen.

Das Set des Elektroklang-Gurus – Foto: Ulrich Ludat; © VG Bild-Kunst, 2021.

Mannomann, sei das eine zähe Sache gewesen. Der Mann am Set, Stefan Zintel (Selbstbezeichnung: Dozent, Klangkünstler, Musiker und Musikproduzent),1 versetzte fast alle Anwesenden (w/s/m) in den Tiefschlaf, was – wenn es denn gelungen wäre – eine witzige künstlerische Idee gewesen wäre: Ein Konzert, das niemand (s/w/m) komplett gehört habe trotz korrekter Ausführung alle Verrichtungen, die zum Erfolg hätten führen können, wäre da nicht der Hypnotiseur mittels Sounds am Set gewesen … stattdessen: „Die musikalische Gestalt entwickelt sich durch minimalistische Veränderungen einzelner Parameter.“ Minimalistisch wäre rein gar nichts gewesen, und die Veränderungen auch nicht minimal; also alles nur ein GROSZES Geschwafel? Ja, meint unser CEO, vollkommenes, wie zum Beispiel: „Es geht nicht um das bloße Darstellen, sondern darum, dass sich etwas ereignet.“ Das Gegenteil sei der Fall gewesen. „Was soll man dazu noch sagen …“

Massive Langatmigkeit ist aber nicht nur des Gurus am Set Stärke, sondern auch die des den2 Abend moderierenden Doktors; eines, der sich selbst super gerne vor allem Herumreden höre. Deshalb rede er auch stets viel und völlig belangloses Zeugs und scheut sich nicht, seine abgrundtief provinzielle Kleinbürgerlichkeit zur Schau zu stellen. Das habe er bei dem sich nach einem Päuschen (zum Wiederaufwachen und „Kaltgetränke holen“) anschließenden „Komponistengespräch“ voll&ganz eingelöst. Auf dumme Fragen habe es wortreiche, zappelige, einstudierte und vollkommen uninspirierte Dozenten-Antworten gegeben, die zeigten: von künstlerischer Inspiration könne keine Rede sein. Wäre es auch nie gewesen; irgendwie doch sensibel entlockte die sonore Stimme des Doktoren dem Interviewten eine banale Aussage nach der anderen. Dennoch sei es gut, dass er auf ein Direktorenpöstchen nach Saarlouis abgeschoben worden sei. Jetzt senke er dort das Niveau. Leider habe er einfach überall und auch noch in der Miesenkleinenlandeshauptstadt seine Finger in zu Vielem drin – in dem Bahnhof zum Beispiel als „Künstlerischer Leiter“ -, was für unser Unternehmen von GROSZEM Nachteil sei; aber man kenne ja seine (überaus) zahlreichen Gegner … Herr Guru und Herr Doktor gehörten als Jury-Mitglieder in vielfacher Weise dazu.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „LLL!“

Lausig ist das Wetter, lausig ist die Stimmung. Lausiger Südwesten. Dann passe es ja, stöhnt unser CEO; nicht unter irgendeiner sommerlichen Hitze stöhne er, sondern er leide unter den – geistigen – Verhältnissen des ihn Umgebenden (was – unter uns gesagt – eine FRECH.HEIT gegenüber den Mitarbeiter*innen ist; Anm. d. Red.). Da tun ein paar Klubbetreiber*innen, als würden sie die Welt neu erfinden, kümmern sich aus zeitgeistig üblichem, absoluten Eigennutz nicht um die (jüngere) Vergangenheit und tun so, als wären sie mit ihren Erkenntnissen vom Himmel gefallen … in die Wüste voller Nichts. Wenn schon etwas voll von etwas sei, dann sei das grundsätzlich keine Wüste, es sei denn, ein Stoff dominiere erheblich; dann könne man von Wüste sprechen. Täte man aber nicht, sondern nur, wenn es sich bei dem Stoff um Gestein und/oder Sand handele. Dabei fände er, dass die Meere nichts als Wüsten seien … und die Atmosphäre eine solche aus Luft; eine Luftwüste. Den Gedanken müsse man doch einmal durchdenken …

Lassen wir das, das mit dem Durchdenken. Da gibt es im Miesenkleinenlandeshauptstädtchen mit seinem obermiesen Oberbürgermeisterlein (passt eigentlich) ein paar hipstermäßige Kneipenbesitzer- und Clubbetreiber*innen, die auch selbst handanlegen am Set und sich darin von denjenigen früherer Zeiten unterscheiden, dass sie noch piefiger und spießiger geworden sind und ein pubertäres Abgrenzungsbedürfnis vom Überkommenen an den Tag legen, das sich im Abkupfern von Ideen ‚aus Berlin‘ äußere. „Bloßes Andersseinwollen ist das, sonst nichts.“ Es würde ihn nicht wundern, wenn die am Ende auch noch CDU oder SPD wählen täten, bemerkt unser CEO spitz; denn, wenn schon abkupfern, dann lägen Paris und/oder Brüssel eindeutig näher. Aber doch nicht dieses bräsige Berlin, 755 km entfernt und damit schon weit weg in Osteuropa. Er sei froh, dass ein paar Lokalpolitpappnasen dorthin abgeschoben worden seien, bevor sie – zum Teil (w) – hier vor Gericht hätten auftreten müssen, was immer schlecht ankomme.

Lokalpolitpappnasen – allerdings ohne politisches Verständnis -, das seien auch die Macher*innen des Festivals (es müssen in letzter Zeit immer gleich Festivals sein), das aktuell zum Flugstart anrollt, weil es um die Klangkunst im Miesenkleinenlande so schlecht bestellt sei. Damit hätten sie sich bei ihm, so poltert unser CEO, schon einmal direkt ins OFF gebeamt, wo sie wohl auch hingehörten. ‚Experimance‚ nennen die Macher*innen aus der Kneipen- und Clubszene, die mit ihrem Knowhow nun in die (beziehungsweise der) Kunstszene einbrechen und sich dabei ganz sicher verheben, denn sie wollen nichts anderes als das größte Klangkunstfestival im Südwesten etablieren. Wer so anfängt, könne gleich wieder aufhören; denn im Kleinen entstünde nun einmal nichts GROSZES, erst recht nicht, wenn man dafür einen ‚Verein für Kunst- und Kulturvermittlung‘ bemühe, wie es halbseitig in der aktuellen Ausgabe des „(Ewigen) Oberkäseblattes“ unlesbar zu lesen steht.1 Er, unser CEO, würde sich heute Abend im KulturBahnhof bei einem verwandten und damit konkurrierenden Event herumtreiben … die könnten ihn mal, die ‚Experimancer*innen‘.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: “KKK!”

Kaum zu glauben sei, dass das Fest zum « Quattorze Juillet » auf Kosten des einst den Landstrich hegemonial beherrschenden Nachbarlandes, personifiziert durch dessen Konsul – zum Leidwesen seines (verblichenen) Kätzchens ‚Pixie‘ – stets mit einem fetten Feuerwerk endend, nun zum zweiten Mal einfach ausfalle. Unser CEO ist daher nicht nur aufgrund des ewiggrauen Himmels und der damit verbundenen Wetterwarnung des französischen Wetterdienstes („vigilance orange“) stimmungsmäßig im Keller. Nicht, dass ihm Militärparaden wie die in Paris gefallen würden; ganz im Gegenteil (nur mühselig können wir den sich jetzt stets anschließenden Redeschwall bezüglich dessen tiefen Antimilitarismus, der auch eine Form von Militarismus ist, zügeln…), aber die Party in Saarbrücken am Schloss hätte doch immer etwas gelöst Fröhliches gehabt, was dem Saarländer (w/s/m) in der Regel sogar beim Schwenken und Biersaufen abginge. Seit dem Gegenterror gegen den Terror in Frankreich (letzterer ereignete sich vornehmlich Paris, aber jetzt muss das ganze Land unter den sogenannten Sicherheitsmaßnahmen, die einzig zu mehr Unsicherheit führen, leiden) wären die Partys in Frankreich grundsätzlich keine mehr, sondern Veranstaltungen militärischer und paramilitärischer Organisationen, die sich – wie die „tausend Briefeschreiber bzw. -unterzeichner“ von neulich – immer dreister aufführten.

Klar, so unser CEO, dass Maßnahmen gegen den Terror sein müssten; doch die Einfälle einfältiger Politiker*innen seien eher den Terrorist*innen – und ihm – offen die Hilf- und vollkommene Ratlosigkeit vor Augen führende, die ein allgemeines Absinken des Sicherheitslevels herbeiführten und damit die Stimmung im Lande schädige. Der gewaltige Rechtsruck, der wie unaufhaltsam seine seismografischen Wellen durch Europa entsende, sei ein deutliches Indiz dafür. Das wollten ‚interessierte Kreise‘ allerdings auch genau so, denn deren Agenda werde damit trefflich bedient, ohne dass in guter demokratischer Manier politisch dem Gegner ins Auge geschaut werden müsse. Dieser diskursfreie Aktionismus sei hingegen total demokratieschädigend, was allerdings dem Gegner in die Schuhe geschoben werde. Der seichte Undemokrat (s/w/m) des gesamtgesellschaftlichen Alltags merke noch nicht einmal etwas davon, obwohl die Intellektuellen sich darüber die Finger wund schrieben. Doch niemand lese deren kluge Äußerungen. „Ein ‚GROSZES‘ Problem“, sagt unser CEO mit krausgezogener Stirn, der Militärparaden hasst und nationale Identitäten – von ihm als ‚NAZI-onale‘ (mit Glottisschlag zu artikulieren; wie beim Gendern) bezeichnet – für Konstrukte vom Kaliber des Rassismus hält.

Kann man davon ausgehen, dass der jähe Abriss dieser Tradition Folgen nach sich ziehen wird? Es sollte so sein. Unreflektierte Traditionen oder mit einseitigen Begründungen praktizierte, die gewichtige Facetten – hier der durchaus getrübt freundschaftlichen Beziehung zwischen Deutschlandpartikel Saarland und der möchte-immer-noch-gerne « Grande Nation », deren Kollaboration mit dem durch-NAZI-fizierten Deutschland eine sehr weitgehende war, hat das ganz schnell vergessen wollen (ebenso wie die Luxemburger*innen, die das Kapitel bis auf den heutigen Tag noch weniger aufgearbeitet haben). « Damit ‚das‘ nicht noch einmal passiere » (mit Akzent zu lesen!) – hätten sie gegenüber der Kultur des Nachbarn eine durch&durch feindschaftliche Sprachpolitik betrieben, nachdem sie mit Ach&Krach ein Stück vom Berliner Sektoren-Kuchen abbekommen hatten und wieder aufrecht durch die Siegerwelt stolzierten. Das berichteten auch die vom lokalen ‚Mundartring‚ (erst kürzlich im „(Ewigen) Oberkäseblatt“)!1 Das sei peinlich, schimpft unser CEO, daher müsse das Geballere zum ohnedies militaristischen « NAZI-onal-Tag » Frankreichs in Saarbrücken für immer aufhören; ein für alle Mal. „Erst aufarbeiten – gemeinsam -, dann trotzdem nie wieder ballern!“ // An einem solchen Tag ausgerechnet stirbt Christian Boltanski.

© VG Wort, 2021.