Wer ist unser CEO?

Unser CEO heißt mit bürgerlichem Namen « Ulrich Ludat » und ist während eines Gewitters – vllt auch deswegen – in Öhringen/Württ. kurz vor Ende der piefigen Fünfzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts zur Welt gekommen. Aufgewachsen ist er allerdings in Hamburg, wo dessen Eltern eigentlich wohnten. Für das danach Kommende war er nach eigener Aussage leider ’noch zu klein‘, habe es aber in einem desinteressierten oder sogar ablehnenden Umfeld jedoch wie durch einen Filter mitbekommen und inhaliert. Nach Schulbesuchen in Stade und Northeim hat er Romanistik, Philosophie und Musikwissenschaft in Deutschland und Italien sowie Instrumentalmusik und Komposition an der Hochschule für Musik des Saarlandes studiert (Diplom: 1990).

Porträt von Ulrich Ludat, 2018. Fotografiert von André Mailänder.

1990-1999 lehrte er Instrumentalmusik an verschiedenen öffentlichen und privaten Musikschulen sowie später noch einmal am am Conservatoire in Luxemburg. Zugleich war er von 1990-2006 aktiv als Instrumentalist und Performer mit dem auf zeitgenössische(s instrumentales) Musik(theater) und Performance spezialisierten ‚ensemble für erstaunliche musik [archae.o.pteryx]‚.

Etwa ab 2003 verstärkte Ulrich Ludat seine künstlerische Arbeit als Komponist von Werken, in denen selbst entwickelte ‚Instrumente‘ Verwendung finden und Performanceelemente, mehrkanalige Audiozuspielung, Video- und sogar Filmprojektion hinzutreten. Zur Herstellung der Multimedia-Bestandteile für einige seiner Kompositionen arbeitete er in so bedeutenden Institutionen wie dem ZKM in Karlsruhe (Deutschland). Er fasst sich als Vertreter des instrumentalen Musiktheaters auf.

Seit 2006 realisiert er große, manchmal länger auch keine Projekte, die stets von kleineren begleitet oder gar ‚gestört‘ werden. 2008/2009 widmete er sich dem Untergrund, den er in Form einer Bahn von Tbilissi (Georgien) in die ihr hundertstes Jubiläum als Großstadt feiernde Landeshauptstadt des Saarlandes holte. Aus diesem ist er bis heute nicht wirklich wieder aufgetaucht. 2012 hielt er sich anlässlich einer künstlerischen Residenz bei des proyecto ‚ace in Buenos Aires auf, was sich im darauffolgenden Jahr im Innenstadtbereich Saarbrückens in vielfältiger Form künstlerischen Präsentationen und Aktionen – inklusive einer Verhaftung durch die künstlerisch wenig aufgeschlossene saarländische POLIZEI – niederschlug. Er lebt und arbeitet bis auf Weiteres als vollkommen unabhängiger und von der lokalen Szenerie ausgegrenzter Künstler im maximal kleinstädtisch, beinahe dörflich strukturierten Saarbrücken (Deutschland) und ist – „ehrenamtlicher“! – CEO der « uli.l (arts) group ».

Geld ‚verdient‘ unser CEO gelegentlich bei unterschiedlichsten Fahrtätigkeiten, die er als Kunst-Fahrer mit P-Schein, zum ersten Mal als solcher während des französischen Bühnenkunstfestivals PERSPECTIVES anerkannt, mit dem ihm eigenen Engagement verrichtet; gelegentlich auch des Nachts. Denn die systemisch knauserigen öffentlichen Kulturförderer tun ihm nicht einmal das an, was sie einer Candice Breitz angetan haben; sie lassen wortlos wirksam werden, was dieser, wogegen unser CEO mit drei Mitstreitern als /ausbreitzer protestiert hat. Sehr zum Missfallen der lokalen Kulturbürokratie … welche munter weiter schweigt … und ausgrenzt. Den Spagat zwischen Munterkeit und Schweigen verrichten die Akteur*innen der »Streichert-Clivot-Affäre« in für die Vollprovinz typischer Virtuosität. Der eine und/oder andere Kunstverkauf hat in den letzten Jahren das pekuniäre Austrockenprogramm der Vorgenannten konterkariert und die lokale Lotterieanstalt steckt dem Nicht-Lotto-Spieler gelegentlich durchaus großzügig etwas zu. Ihnen gilt des CEO besonderer Dank! Wer es nicht gemerkt hat: Pecunia vermag keinerlei Macht über ihn auszuüben. Inmitten des zutiefst kapitalistischen Treibens des kulturellen Umfelds ist ihm dies eine wichtige Feststellung, die daher hier – in guter, alter deutscher Tradition, der gemäß das Wichtige erst zuletzt kommt – am Schluss dieser semi-biografischen Ausführungen steht.