Der CEO spricht: „QQQ!“

Quälend, sei es, megaquälend, sich ständig die Maske(n) aufzuziehen und wieder abzuziehen, manchmal sich dabei die Brille von der Nase reißend oder Ohrringe verlierend, und während des Tragens sich die Brillengläser vollzuhauchen, dass mit Brille noch weniger zu sehen ist als ohne ohnehin. „Das ist reine Quälerei“, meint unser CEO. Doch ist es möglicherweise weitaus weniger quälend als das, was einen erwarten würde, wenn das Virus sich hemmungslos in einem entfalten würde in aller ihm möglichen Brutalität, nicht bis zum Tod, nein schon vorher, wenn der Atem nicht mehr zu reichen scheint, obwohl es nur der Sauerstoff ist, der einem fehlt. Ja, das sehe er auch so; doch wenn es sich in irgend einer Weise bewahrheiten sollte, wovon die zur Erkenntnis Fähigen beziehungsweise Zugelassenen immer wieder andeutungsweise berichten: dass das Teil ein menschengemachtes und diesem entwischt sei wie ein Flüchtling, dann wäre die Grenze erreicht, die man einfältigerweise schon bei der Ächtung von Chemiewaffen und bei der immer-noch-nicht-Ächtung von Atom-Waffen und Neutronen-Bomben weit überschritten glaubte. Dann wäre das »Zeitalter der Quälerei« (engl. „The Age of Torment“) endgültig erreicht, welches mit der Einführung industriell geführter Kriege (ca. 1870/1871) in einem GROSZEN Crescendo mit krassen Sffffforzato-Einlagen (sic!) zum Zustand unserer Tage geführt habe. Ein Ende sei mitnichten absehbar … im Gegenteil; es gehe gerade wieder richtig los; diese läppische Zweiprozentdebatte klingt nach Adorno’schen Blockflöten, die mit ihrem säuselnden Klang von den schrillen ganz anderer Klaviaturen ablenken sollten.

Quatsch kann man diese engagierten Ausführungen nicht nennen. Dazu sind die offenen Fragen in der ganzen Geschichte zu zahlreich und ein Faktencheck, der nicht vordergründig der Widerlegung von Allem und Jedem dienen soll, sondern der unvoreingenommenen (‚ergebnisoffen‘) und möglichst abschließenden Klärung eben: offener Fragen, wäre hochnotwendig. Eigenartigerweise wird er aus allen Richtungen, darunter die des Himmels, von Nebelkerzenwerfern erkennbar unterbunden. Dabei stehen doch schier unfassbare Techniken zur Verfügung, auch dem letzten menschengemachten Geheimnis auf die Spur zu kommen, wie der Rumor der letzten Tage – und des gestrigen Tages auch bei uns – deutlich ans Tageslicht gezerrt hat. Das digitale trojanische Pferd wäre sicherlich, wenn es in die richtige Richtung eingesetzt würde, ein potentes Mittel zur Durchleuchtung von Problemzonen auf diesem Planeten, um einen wie auch immer gearteten adäquaten Umgang mit ihnen zu finden. Stattdessen wird mit gespielter – und seitens der Betroffenen zu recht mit echter – Empörung die Verletzung von aus der Sicht der Benutzer des Tools ‚irgendwelcher‘ Rechte angeprangert, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, dass man schon wieder nichts mehr sieht. „Das ist doch nicht nur fatal, sondern die Vollendung des von Sloterdijk wahnsinnig wortreich beschriebenen Zynismus, der vor nichts mehr Achtung hat und keinerlei Skrupel kennt!“ entfährt es zornig unserem CEO. Ob diese Entwicklung eines entfesselten digitalen Kapitalismus noch aufhaltbar, zu stoppen sei, fragt er massiv zur Reaktion auffordernd in die Runde.

Querdenken sei jetzt tatsächlich das Gebot der Stunde für Denker*innen, für Intellektuelle, für Verantwortungsbewusste. Stattdessen ereignet sich nichts als das Gegenteil von Denken, reine nur vermeintlich sinnhafte Herumdenkaktivität der Hirnströme verwirrter Menschen, die jeden Halt verloren hätten und nun im Müll der Ideologien stocherten. Was für ein trister Zustand unserer Tage. „Selbst das Klima sagt uns, dass es uns (so?) nicht mehr will! Versteht das denn niemand (w/s/m)?“ Niemand (w/s/m) wagt unserem enragierten CEO zu widersprechen, was zum einen sinnlos wäre (in dessen aktuellem Zustand, sonst ist er nicht so; Anm. d. Red.) und zum Anderen böse Folgen haben könnte. Zum Beispiel die, mit einem Rechen die Außenanlage von gefallenem Laub befreien zu müssen, obwohl dort (noch) keines liegt, statt das tolle Gebläse mit dem Rasenmähermotor dafür einzusetzen, mit dem sich alles aufs Nachbargrundstück befördern ließe. Unser CEO hat alles in allem völlig recht: Es ist zurzeit eine einzige GROSZE Quälerei.

© VG Wort, 2021.

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