Der CEO spricht: „NNN!“
Nachbarn könnten sehr treue Seelen sein, sagt unser CEO, sehr treue; vorausgesetzt, man erweise sich der Treue würdig. Das sei ihm offenbar gelungen, sogar über mehrere Straßen und viele Meter des Höhenunterschieds hinweg. Der, um den es sich hier handelt, ist ein besonders treues Exemplar dieser Spezies, die seltener geworden sein soll; in jeder Hinsicht: als Partner*in, als Kund*in und als Wähler*in. Im letzten Falle wäre das aus demokratischer Perspektive sehr wünschenswert, denn nichts sei demokratiefeindlicher als festgefahrene Zustände, die immer in Korruption und Korrumption endeten, woran nur der/die/das Wähler*in als entwickeltes demokratisches Subjekt etwas ändern könne, am besten präventiv. Dazu neige der/die/das deutsche Wesen allerdings so rein gar nicht. Demnächst gebe es die nächste Gelegenheit, ihn mit dem Gegenteil zu überraschen. Doch diese werde in den Wind geschlagen, weil die sprichwörtliche geistige Trägheit sich in Jahrhunderte währenden Prozessen gemäß epigenetischer Gesetzmäßigkeiten fortzupflanzen und zu verfestigen scheine. Er, unser CEO, stünde unmittelbar vor der vollständigen Resignation.
Nun aber zurück zum Thema: Nachbarn könnten sehr treue Seelen sein. Die Tage habe unseren CEO analoge Post erreicht (s. o.), die im Zeitalter der voll elektronisierten Kommunikation eher aus der Ferne, denn aus der Nähe käme. In diesem Fall sei sie von ganz nah gekommen und habe einen Ausschnitt aus einer überregionalen Zeitung enthalten, der mit sehr persönlichen Worten versehen gewesen sei, die ihn sehr anrührten; nach wie vor. Und das geschehe ausgerechnet an Tagen, an denen er selbst sich erstmals in der Collagetechnik geübt habe (s. u.), eine lokale Zeitung zerschnippelnd, die – so seine überraschende Beobachtung – hauptsächlich Bilder von Situationen der Mobilität enthielte. Kein Wunder im langjährigen Autofahrer*innenland #1 der BRD, wo man sich ob seiner sprichwörtlichen »Strackheit« noch mächtig umgucken werde.
Natürlich hätte sich beim dritten Absatz angeboten, diesen mit »NAZI« zu beginnen, doch sind wir nicht direkt – sondern dann (leider) doch indirekt – in die Falle getappt, stets ein absolutes Unwort im Munde zu führen, mit dem sich sprachkeulenhaft jede Diskussion zerstören lässt, in dem das Gegenüber oder der Gesprächstgegenstand oder eine Denkweise mit dem sehr deutschen N-Wort bezeichnet wird; oft sogar zu recht. Unser CEO findet, dass der Begriff »Labyrinth« derjenige sein soll, der den dritten Absatz prägen möge, sofern der Leser (w/s/m) bis hier gekommen sei, was noch lange nicht ausgemachte Sache sein könne. Denn Lesen und das sich durch das Labyrinth der Meinungen, die in zahllosen Zeichen (Buchstaben genannt) verschlüsselt daherkämen und erst mühevoll aus ihrer mehrfachen Decodiertheit befreit werden müssten, sei jedermanns/-fraus Sache nicht. Seine, unseres CEO, Sache schon … daher lese er ohne Ende. Und rede und schreibe … auch, um das Labyrinth der öffentlich geäußerten Gedanken um eine Facette zu bereichern.
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