Der CEO spricht: „SSS!“

Saar … er könne es nicht mehr hören und lesen: Saar-Dieses, Saar-Jenes, ohne Ende ||: Saar :||. Dass ein Probeabonnement eine derartige Quälerei sein könne, hätte unser CEO nicht gedacht. Bei dem von ihm vor Jahren schon – 2011, um genau zu sein – zum „(Ewigen) Oberkäseblatt“ gekürten Produkt monopolistisch tickender Medien im Miesenkleinenlande, von denen es exakt zwei gebe, werde vor jedes nur erdenkliche Substantiv die Zeichenfolge »Saar-« gesetzt; vermutlich längst automatisiert erledigt durch ein ResNet-Tool von einem jungen htw-Absolventen (selbstverständlich: m), der es für seine ‚Master-Thesis‘ zusammen gefrickelt habe. Mit dem werde nun jeder infizierte Artikel in Richtung Unlesbarkeit gebracht. „Bilden die sich dahinter verbergenden, höchst aktiv in der Intransparenz wuselnden Kräfte der Dummheit eigentlich ein, dass ihr post-NAZI-onalistisches (sic!) Treiben im Sinne einer Identitätsbildung wirke?“ Es scheine so … und das mache die Sache höchst kritisch. Diese unerträgliche Fassadenkultur, die den eigenen Hass auf die eigene abgrundtiefe Unzulänglichkeit repräsentiere, die das Miesekleineland in die Hände von dubiosen PR-Agenturen gelegt hat, die ebenfalls von hier stammen, ihre Ausbildung an der lokalen HbK absolviert hätten, und selbst diesen Hass empfinden, weshalb sie noch eine Schippe drauflegten, treiben die Dinge in eine Lächerlichkeit, die sich gerade an einem traurigen Einzelfall – von unendlich vielen – prima belegen ließe.

Ein auf die Ente(n) gekommener Mitarbeiter des Kulturamts und Obersommermusiker.

So könne man enden, warnt unser CEO, wenn man sich jahrzehntelang in einem Amt verstecke, obwohl man Bilder male und Gedichte schreibe: völlig verentet. Der Herr wäre vor Jahrzehnten ein GROSZER amtlicher Mäzen eines ensembles für erstaunliche musik gewesen, welches zum einen nicht mehr existiert und zum anderen in der Wikipedia so nicht geschrieben werden dürfe, weshalb es dort nun auch nicht mehr existiere (äh … doch?); dafür – original (archiviert) – hier. Man habe viel Equipment anschaffen können; die Kulturförderung wäre in der Zeit noch eine gewesen, die man so bezeichnen könne. Als der Spuk ein Ende gefunden habe, so um 2006/2007, und unser CEO sich in die bildenden Künste hinübergeschlagen habe, habe man sich vorübergehend aus den Augen verloren. Vorübergehend. Denn die damalige Oberbürgermeisterin, die er höchstpersönlich abgewählt habe, um eine noch größere Katastrophe ins Amt zu hieven, habe den Mitarbeiter des Kulturamts extra auf unseren CEO angesetzt, um ihn im Zaum zu halten. Denn nur so sei zu erklären, dass er immer mit dem Herrn zu tun gehabt habe, dieser vorgeschickt worden wäre um dir eine FRECH.HEIT nach der anderen anzutragen. Untragbar wäre das gewesen. Da habe er sein Kreuzchen an anderer Stelle gemacht als jemals zuvor … und jetzt habe er den Herrn immer noch an der Backe; und einen schlimmen Kultur-VOLL-Banausen von Oberbürgermeister dazu, den auch eine – haha – parteilose – haha – Kulturdezernentin nicht in seiner abgrundtiefen Banausenhaftigkeit ausbremsen können wird.

Sommermusik hin, andere Musik her, die unseres CEO würde dort seit langem nicht mehr erklingen. Der Herr mit seinen verstaubten Motti aus der Mottenkiste des Immernochneunzehntenjahrhunderts habe auch nicht einmal angefragt, obwohl es Signale, ja Beschwerde seinerseits gegeben habe; an den Motti, an der Missachtung seiner, an den miserablen Honoraren und am Abgraben von Fördergeldern für kulturelle Projekte, die vergeben wurden mit der Auflage, die Sache im Rahmen der „Sommermusik“, dem Privatmusikfestival des schrägen Herrn. Das wird nicht etwa aus dessen eigenen mäzenatischen Schatulle bezahlt; nein, vom Steuerzahler und alljährlich als Budgetposten durch den Kulturausschuss gepeitscht, dass Grenzwertigkeit eine grob verharmlosende Bezeichnung sei. Der verentete Herr habe eine Art weltanschaulicher Gemeinde aus dem immergleichen Pool an Gläubigen um sich versammelt … und fast hätte man ihm das Spiel endgültig durchkreuzt und ihn in den Innendienst versetzt. Wie er es nun in die Muschel gerockt habe, bliebe auch nach Lektüre des Artikels ein Saar-Rätsel. Hierauf folgt eine [eckige] lange „Fermate“ auf der Blockflöte.

© VG Wort, 2021.

Der CEO spricht: „MMM!“

Musik? Keinesfalls. Die Selbstbezeichnung lautet Soundwerkstatt: Floating, was ein seltsamer Mix sei, bevor es losgegangen wäre; „sound workshop: floating“ klänge schlüssiger, wenn schon Englisch als die passendere Sprache für den Titel erachtet worden wäre. Wenn man sich schon beim Titel derart aufhalten könne, wäre schon alles ‚zu spät‘; und so sei’s dann auch gewesen: vollkommen nichtig. Das Glas guten und perfekt temperierten Weißweins für dreieurofünfzig hätte es mitnichten gerissen. Die piefige Fünfzigerjahrebesesselung der Spielstätte wäre allerdings passend gewesen: Ein knappes doppeltes Dutzend überwiegend Graubehaarter (w/w/m/s) lieferte sich in ihnen den Klängen eines Gurus aus, die ein gutes halbes Stündchen über zwei Lautsprecher samt Subwoofern waberten, vom Guru mit feuchten Fingern an einem digitalen auf Retro getrimmten Tonerzeuger produziert und mittels einiger knapp gehaltener, weiteren Maschinen moduliert und so weiter worden sei. Der Hinweis, die Schuhsohlen zu erden, um die Schwingungen und Schwebungen zu inkorporieren, wäre überflüssig gewesen bei den für solche Effekte unterdimensionierten Boxen.

Das Set des Elektroklang-Gurus – Foto: Ulrich Ludat; © VG Bild-Kunst, 2021.

Mannomann, sei das eine zähe Sache gewesen. Der Mann am Set, Stefan Zintel (Selbstbezeichnung: Dozent, Klangkünstler, Musiker und Musikproduzent),1 versetzte fast alle Anwesenden (w/s/m) in den Tiefschlaf, was – wenn es denn gelungen wäre – eine witzige künstlerische Idee gewesen wäre: Ein Konzert, das niemand (s/w/m) komplett gehört habe trotz korrekter Ausführung alle Verrichtungen, die zum Erfolg hätten führen können, wäre da nicht der Hypnotiseur mittels Sounds am Set gewesen … stattdessen: „Die musikalische Gestalt entwickelt sich durch minimalistische Veränderungen einzelner Parameter.“ Minimalistisch wäre rein gar nichts gewesen, und die Veränderungen auch nicht minimal; also alles nur ein GROSZES Geschwafel? Ja, meint unser CEO, vollkommenes, wie zum Beispiel: „Es geht nicht um das bloße Darstellen, sondern darum, dass sich etwas ereignet.“ Das Gegenteil sei der Fall gewesen. „Was soll man dazu noch sagen …“

Massive Langatmigkeit ist aber nicht nur des Gurus am Set Stärke, sondern auch die des den2 Abend moderierenden Doktors; eines, der sich selbst super gerne vor allem Herumreden höre. Deshalb rede er auch stets viel und völlig belangloses Zeugs und scheut sich nicht, seine abgrundtief provinzielle Kleinbürgerlichkeit zur Schau zu stellen. Das habe er bei dem sich nach einem Päuschen (zum Wiederaufwachen und „Kaltgetränke holen“) anschließenden „Komponistengespräch“ voll&ganz eingelöst. Auf dumme Fragen habe es wortreiche, zappelige, einstudierte und vollkommen uninspirierte Dozenten-Antworten gegeben, die zeigten: von künstlerischer Inspiration könne keine Rede sein. Wäre es auch nie gewesen; irgendwie doch sensibel entlockte die sonore Stimme des Doktoren dem Interviewten eine banale Aussage nach der anderen. Dennoch sei es gut, dass er auf ein Direktorenpöstchen nach Saarlouis abgeschoben worden sei. Jetzt senke er dort das Niveau. Leider habe er einfach überall und auch noch in der Miesenkleinenlandeshauptstadt seine Finger in zu Vielem drin – in dem Bahnhof zum Beispiel als „Künstlerischer Leiter“ -, was für unser Unternehmen von GROSZEM Nachteil sei; aber man kenne ja seine (überaus) zahlreichen Gegner … Herr Guru und Herr Doktor gehörten als Jury-Mitglieder in vielfacher Weise dazu.

© VG Wort, 2021.